SI JAMAIS

Live: „SiJamais posthum“ in der La Cappella am 14. Mai 2023

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Das Frauen Musikcomedy Trio zeigte den dritten Teil ihrer Triologie. Es war eine witzige Geschichte über zwei Stunden, welche aber nicht immer ganz wasserdicht war, aber trotzdem eine gute Unterhaltung bot. Ein bisschen zum Nachdenken gab es auch, nämlich zu der Frage was ist Fiktion und was ist real, oder kann man Leben wie man will und Entscheiden wie man will es kommt doch immer aufs gleiche hinaus? Das Theater wurde mit viel Musik und Songs/Lieder angereichert, einerseits Coverversionen, dann Adaptionen und Eigenkompositionen. Die Frauen konnten nicht nur singen, sondern spielten ihre Instrumente hervorragend, als das waren Piano, Klarinetten und Kontrabass. Nicht nur das Ohr kam auf die Rechung, sondern auch die oft wechselnden Kostüme erfreuten das Auge, auch da war viel Witz dabei. Dieses Stück lohnt sich anzusehen, auch wenn man die vorherigen Teile noch nicht gesehen hat, denn es wurde alles immer wieder erklärt, was früher geschah.

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ANIKÓ DONATH

Live: „Ich, die Gurke“ in der La Cappella am 24. April 2023

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Die Komödiantin und Ex-Freundin feierte Geburtstag in der La Cappella und hatte einen Freipass zu machen was sie wollte. So las sie aus ihrem Buch über das Showbusiness und ihren Teil darin, erzählte aus ihrem Leben als Showwoman und sang dazwischen Lieder von Kreisler, Holländer und Mundartlieder aus der eigenen Feder oder dann von Stickelberger und zum Schluss noch den Gigi von Arosa. Sonja Füchslin (ebenfalls Ex-Freundin) begleitete sie am Flügel und dem Akkordeon und spielte auch ein Solostück auf dem Akkordeon. Der Titel des Programms stimmte, Anikó Donath ist eine Gurke und nicht aufs Maul gefallen. Ich glaube mit ihrem Drive und dem frechen Mundwerk macht sie den Berliner Schnauzen harte Konkurrenz. Als Zürcherin versuche sie beim Einkaufen in Bern, Berndeutsch zu sprechen, das töne nach Olten, was besser sei als nach Zürichdeutsch. Sie ging dann diesem Phänomen auch noch in einem Lied nach. Ein bunter und frecher Abend über Meerschweinchen, onanierende Kellerassel, kneifende Prinzessin und rächende Schuhverkäuferin war der eigentlich viel zu kurz war, denn man hätte der Gurke noch gerne länger zugehört.

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GESCHWISTER PFISTER

Live: „Relaxez-vous“ im Casino Theater Burgdorf am 19. März 2023

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Das Casino Theater Burgdorf war sozusagen ausverkauft und das Publikum voller Erwartungen. Mit viel Schwung trat das Trio auf die Bühne und begrüsste das Publikum mit einem „Hallo Hallo“ Lied. Ein Quartett begleitete das Trio, die Musiker spielten zwar immer irgendwo im Hintergrund im Dunkeln und auch bei Soli traten sie nicht ins Licht. Die Geschwister redeten dann sehr viel über relaxen, über Essen, man wurde wie durch ein Menu geführt, das aber im zweiten Teil dann irgendwo abbrach und irgendwann wurde noch das Dessert erwähnt. Das Gerede war relativ sinnlos, chaotisch und unzusammenhängend, sprunghaft. Der Alkohol wurde immer wieder gelobt und getrunken, ob echt oder vorgetäuscht bleibe dahingestellt, auf alle Fälle entstand der Eindruck nur mit Alkohol kann man relaxen. Dazwischen kamen immer wieder Lieder und Songs, von Oesch’s die Dritten bis zu den Beatles und einigem mehr. Aber die Zwischentexte waren oft weiterhin bedenklich, auch unter die Gürtellinie wurde gezielt und die Sängerin spreizte bewusst beim Singen die Beine und liess sich dazwischenschauen. Prüde bin ich nicht, aber so etwas hat in heutiger Zeit keine Berechtigung mehr auf einer Bühne. Im zweiten Teil wurde deutlich mehr gesungen, aber auf der Bühne echt gekifft, dass es im Saal danach stank und das finde ich eine Belästigung, nebendem, dass in öffentlichen Innenräumen gar nicht mehr geraucht werden darf. Was das sollte weiss ich nicht, wieso einer der Sänger im Pijama und barfuss den zweiten Teil bestritt, keine Ahnung. Das Programm strotzte von Peinlichkeiten und Unzulässigkeiten und war sehr lange. Es gab keine Standing Ovation, trotzdem sagte der moderierende des Trios, ihr könnt jetzt wieder Platz nehmen. Beim Herausgehen hörte ich viele Leute die nicht begeistert waren, auch die Lacher waren selten, es war ja auch nie lustig. Singen können sie, aber das ist alles.

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ANNETTE WINDLIN & CHRISTIAN WALLNER

Live: „Dert besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt – Ein Solo in der La Cappella am 17. März 2023

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Annette Windlin spielte „Der Besuch der alten Dame“ als Solo Stück, leicht unterstützt mit kurzen spielerischen Einsätzen von Christian Wallner, der aber sonst für die Musik und Geräusche zuständig war. Weiter unterstützte sich Annette Windlin mit Puppen, und Videobildschirm und selbstverständlich einigen Requisiten. Die verschiedenen Rollen markierte sie mit Hüten, Körperhaltungen und Sprachunterschieden. Es war zu jeder Zeit klar, wer sprach. Das Theaterstück wurde verkürzt indem einzelne Sachen einfach im Text angesprochen wurden und nicht ausgespielt, so dauerte das Theater etwa 95 Minuten, was vom Sitzen her und der Aufnahmefähigkeit ohne Pause gerade zum Aushalten war. Das Stück ist ein komisches Drama, eine Realsatire und irgendwie kam mir immer wieder die Stadt Bern in den Sinn, wobei wahrscheinlich Güllen fast jeder Ort sein könnte. Das Stück war sehr gekonnt inszeniert und gespielt und es war sehr spannend dieses Theaterstück in dieser Version zu sehen.

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URSUS & NADESCHKIN

Live: „Der Tanz Der Zuckerpflaumenfähre“ im Bierhübeli am 2. März 2023

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Das Duo tanzte als Eröffnung einen Pas De Deux aus dem Nussknacker, den Dance Of The Sugar Plum Fairy. Danach begannen ihre bekannten Dialoge und Dispute über Wörter wie Pas De Deux oder eben Dance Of The Sugar Plum Fairy. Diese Dialoge sind ja das Markenzeichen von Ursus & Nadeschkin und sie zogen sich auch diesmal durch das Programm. Gespickt wurde das ganze mit kleinen Aufführungen, wie Ursus als Zauberer, die Ansage Vertonung oder Spiel mit dem Würfel. Dazu kamen unzählige Ton und Geräusche, wie das öffnen einer Türe die es nicht gab, das Schild das dauernd herunterfällt und man sah es nicht, aber auch eine Kaffemaschine, eine Muhbox und mehr. Wem diese Action nicht reichte wurde durch herabfallende Scheinwerfer, zusammenklappende Stühle, explodierende Kaffeemaschine, die man nicht sah, dafür die Explosion, oder dem Schluss Spektakel, verwöhnt. Die Dialoge, Ideen, Zwiste und Gemeinsamkeiten gehen immer wieder wilde Wege, zweigen ab und landen irgendwo und die Beiden machen das so lustig, dass ich schon lange nicht mehr so lachen konnte. Running Gags gab es mehrere. Etwas fiel ganz besonders auf, was Ursus und Nadeschkin positiv von sehr vielen Comedy Künstler:innen abhebt, es gab nichts unter der Gürtellinie nicht einmal die kleinsten Anspielungen. Dafür bekam die Politik etwas ab. Ein absolut tolles Programm und eigentlich ein Muss.

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JUDITH BACH

Live: „Endlich – ein Stück für immer“ in der La Cappella am 22. Februar 2023

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Judith Bach kam auf die La Cappella Bühne zurück als Claire, wie eh und je mit ihrem Jupe von Vögele, wie sie betonte. Sie sinnierte und brillierte den ganzen Abend. Wie es der Programmtitel erahnen lassen könnte ging es um das Tot sein, um Friedhof oder um Hochzeit. Beides kam vor. Judith Bach verstand es, den Toten in den Gräbern wieder Leben einzuhauchen. Mit viel Respekt und feinem Humor. Ihre Oma Fritz spielte da die wesentlichste Rolle, aber auch eine Witwe oder die Grabnachbarin von Oma Fritz. Claire ist Friedhofsbriefträgerin und hatte einen Briefkasten am Eingang des Friedhofs aufgehängt, Beschriftet mit „Für die Toten“. So verteilte sie die Karten und Briefe auf die Gräber. Während des Abend las sie einige vor, das war lustvoller schwarzer Humor. Beim Sinnieren rutschte sie von einem Thema in das andere. Plötzlich kam das Thema Heiraten auf das Tapet. Passte ja ebenfalls zu dem Programmtitel. Es war ein lustiger Abend mit viel höherem Blödsinn, aber auch viele Lebensweisheiten welche zerpflückt wurden, Akrobatik, Klavierspiel , ein aufgestellte Sache.

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JOACHIM RITTMEYER

Live: „Knackwerk“ in der La Cappella am 1. Februar 2023

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Joachim Rittmeyer kam als seine bekannte Person Brauchle auf die Bühne. Der Abwart staunte, dass schon Leute da sind, er sollte eine Kunstinstallation aufbauen. Ein Vibraphon stand auch noch auf der Bühne. So befasste er sich denn mit den verschiedenen Problemen, Publikum, Vibraphon, Installation aufbauen. Bald kam dann der Veranstalter und entschuldigte sich, da ihm der Fehler mit der Einladung passiert sei, wegen dem automatischen Korrekturprogramm. Es folgte der Musiker, ein Ausländer, welcher von seinen Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache und deren Betonung sprach. So wechselten sich die drei Figuren ab und nahmen Alltagsthemen auf. Joachim Rittmeyer zeigte sich wiederum als grosser Wortakrobat, Geschichtenerfinder, welche teils wahr sein könnten oder sind, z.B von der Distanzkelle am Velo, dass die Meitlibei aus der Dorfbäckerei verschwunden sind oder wenn man keinen Platz hat für ein Kunstwerk hat man das Geld auch nicht, wenn man Platz hat, hätte man auch das Geld, also ist man froh hat man keinen Platz. Er verblüffte aber auch mit aktiven Taten wie dem Spiel mit einem Rollmeter oder der Installation mit den PET-Flaschen. Ein witziger Abend mit Niveau.

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SALON MORPHEUS

Live: „Feuerspiele“ in der La Cappella am 28. Januar 2023

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Die La Cappella verwandelte sich an diesem Abend in ein Variete. Ja genau so ein Variete das früher mit einem Wagen von Ort zu Ort zog. Sechs Akteur:innen verwandelten das La Cappella in den Salon von Morpheus. Ein Conferencier aus Berlin präsentierte die Show, sang ein Lied von Kreisler, las ein Gedicht von Wilhelm Busch und unterhielt das Publikum, zusammen mit einem Kleinwüchsigen, der mal als Engel und dann als Teufel erschien und mittels einer Tafel die nächste Künstlerin ansagte. Ein Pianist begleitete die Lieder, eine Drag Queen bezirzte das Publikum und sang ebenfalls, eher Liebeslieder. Eine Artistin spielte mit Glocken, welche vom Publikum geschüttelt wurden und sie dirigierte, sie spielte auch mit Feuer und hangelte sich mit Slapstickeinlagen an einem Reifen, der von der Decke hing, herum. Eine Dame mit Rundungen bot zweimal eine Burlesque Show. Diese gut zwei stündige Show war beste Unterhaltung, sympathisch und eigentlich so richtig herrlich Old School und auch schön schräg.

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REBEKKA LINDAUER

Live: „Héroïne“ in der La Cappella am 26. Januar 2023

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Die Zürcherin war früher eine Grösse in der Slam Poetry Szene, heute sei sie aufgestiegen in die Kleinkunst. Ihre Art Gedanken vorzutragen bewegt sich zwischen Slam Poetry, Satire und ein bisschen Kabarett. Sie als Musikerin zu bezeichnen ist etwas hochgestochen, im Laufe des Abend sang sie drei Lieder, welche weder musikalisch, gesanglich noch textlich gut waren. Aber beginnen wir von Vorne. Die Frau mit auch griechischen Wurzeln und einem Lockenkopf erklärte, dass es ein Wunder sei, dass sie heute auftrete, denn ihre Locken könnten sich sehr schnell in Dreadlocks verwandeln. Dann las sie einen alten Text über Haare, der mässig war und sehr schnell gelesen wurde. Im ersten Set war spannend wie Rebekka Lindauer die griechische Mythologie für viele Fragen, welche sie stellte, ins Spiel brachte. Das war echt originell und spannend, natürlich mit viel Witz und Satire gemischt. Sie erzählte auch über Outdoor Bekleidung und weitere Alltagssachen. Dazwischen geriet sie immer wieder in „Sex Sells“, was weniger lustig war, als die Aussagen mit schwarzem Humor. Oft wurde man von ihr regelrecht zugetextet und es war manchmal anstrengend ihr zu folgen. Nach der Pause war das Tempo etwas gedrosselt, die einzelnen Geschichten oder Themen länger, so dass Rebekka Lindauer weniger hin und her switchte. Sie outete sich als Viandine, also Fleisch Esserin und machte sich lustig über Vegetarier:innen indem sie das Wort auseinander nahm und Bezüge zu Arier machte. Bitterböse Satire. Eine andere bitterböse Aussage war, dass integriertes Wohnen ist, wenn neben dem Altersheim gleich das Krematorium steht. Der zweite Teil ihres Programms, übrigens das erste Bühnenprogramm von Rebekka Lindauer, war besser, weniger anstrengender und lustiger. Sie hat aber im grossen und ganzen noch ziemlich viel Luft nach oben und sollte sich bewusst werden, was für Zürich funktioniert, funktioniert nicht automatisch auch in anderen Gegenden der Schweiz.

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CHRISTOPH SIMON

Live: „Strolch“ in der La Cappella am 19. Dezember 2022

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Christoph Simon betrat die leere Bühne, ausgestattet mit einem Headset und sonst war Nichts auf der Bühne, weder Stuhl noch Requisiten. Er begrüsste das Publikum und begann sofort mit seiner Erzählung. Er erzählte sehr lebhaft von einem abgemachten Blind Date, dem Aufräumen und Reinigen der Wohnung, seinem schönen Hemd und alles was es braucht für so ein Blind Date. Dann klingelte es an der Tür und die erste Tochter mit Mutter stand da, später die Zweite und auch noch die Dritte. Alles läuft etwas aus dem Ruder, aber der Strolch bleibt immer noch Cool. Die Geschichte verschiebt sich in ein Café in der Länggasse und geht turbulent weiter, gipfelt in einer Verbrecherjagd. Nicht alles kommt gut, aber miteinander kommt es besser. Christoph Simon verstand es mögliche Szenen mit pubertierenden Töchtern, mit verliebten Männern, mit Menschen im Quartiercafé so lebhaft zu gestalten, dass es richtig zum Lachen war, weil die Realität gar nicht so weit weg war. Dazwischen kamen dann absurde Sachen vor und die waren erst recht lustig. Er erzählte die Geschichte wie wir einander Geschichten erzählen, gewisse Leute im Publikum fragten sich ob er das aus dem Stegreif tat. Auch wenn man wusste, dass dies ein gelerntes Programm war, glaubte man nach wenigen Minuten, dass er uns eine Geschichte erzählt, einfach so und gerade jetzt. Es war ein gelungener Abend, tolle Geschichte, sehr gut und lebhaft präsentiert, lustig und obwohl erfunden aus dem Leben gegriffen.Grossartig.

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