Im Kulturcasino Bern am 17. September 2021

Auch dieses Jahr konnte die schon traditionelle Nacht der Lieder im Kulturcasino Bern wieder stattfinden. Reto Zeller hat die Gäste ausgesucht und Christoph Simon den Abend moderiert. So begann dann Reto Zeller mit einem Text und einem Lied, beides amüsant.

Christoph Simon startete mit eine philosophischen Einleitung über den Menschen. Die Aussage war u.a. „Der Mensch macht sich das Leben schwer und regt sich dann auf“. Er freute sich, dass das Publikum mit Freilauf Zertifikat hier anwesend sein konnte.

Ben Vatter setzte sich ans Klavier und sang über die Nuancen im aussprechen des Wortes Äuwä. Dann wurde es makaberer, er fasste den Roman von Linus Reichlin „Deine Leiche lebt“ in 7 Minuten auf Berndeutsch zusammen.

Die nächsten Künstler waren das Duo Basta Del Amore, zwei Wortakrobaten. Sie spielten mit Worten, Namen, Geographie und alles ging so schnell dass man mit grosser Aufmerksamkeit, wahrscheinlich nur die Hälfte der Pointen mitbekam.

Aeberly/Grob waren die Frauenvertretung an diesem Abend. Sibylle Aeberli, Musikerin und Rampensau und Stefanie Grob, die Spoken Word Diva, wie sie von Christoph Simon vorgestellt wurden, sprachen und sangen vor allem von Frauenrecht und -unrecht. Teils witzig aber eher beklemmend, wie katastrophal das bei uns zu und hergeht. Sie verlangten das Ende des Patriachats. Sie zählten unzählige Länder auf in denen das Frauenstimmrecht galt, vor der Schweiz. Ein Satz in dem Lied lautete „Ir SVP chasch viel meh Manne gseh“.

Der unbekannte Mann, für viele Anwesende war Axel Pätz. Der aus Hamburg stammende Kabarettist, Pianist und Akkordeonist begeisterte mit seinen Liedern. Es waren sehr feine Beobachtungen humorvoll und nahe der Wahrheit getextet. Sei es „Der Aufsatzrasenmäher“ oder der „Rollator“ und sehr gut auch das Lied von der Tochter. Zwischentexte wie, 3/4 aller Schüler schreiben Pisa mit zwei z, das sind zwei Drittel und die andere Hälfte… waren sehr pointiert.

Nach der Pause startete gleich wieder Axel Pätz mit einem Lied des Schweizer Liedermachers Res Wepfer, welches er auf Deutsch übertrug, es war „Der Webergrill“. Christoph Simon erzählte über die Liebe, Freundschaft und das Konflager. Reto Zeller sang eine modernisierte Version von Jakob Stickelbergers „Zwe Züg“. Ben Vatter lies sich gesanglich an den Phobien aus und erklärte Reime im Lied „Glych isch nid glych“.
Aeberli/Grob zeigten eine Frauendemo und wollten das Männerstimmrecht abschaffen. Es folgte das Duo Pasta del Amore mit einer Nummer in der Beiz, als Werni und Heinz.

Darauf erschienen Aeberli/Grob wieder auf der Bühne in Glitzerkleidern und sangen über das Jungfernhäutchen.

Christoph Simon erzählte vom Konflager fertig und dann traten Pasta Del Amore als lebendige Musikmaschinen auf, absolut genial gemacht.

Axel Pätz sang noch „die Chinesen sind es gewesen“ und Reto Zeller machte sein Schlusslied wo das Publikum die Zeile jeweils fertig reimen musste. Damit ging ein gelungener Abend zu Ende. Bei dieser Nacht der Lieder konnten sicher alle etwas finden dass ihnen gefiel. Das Niveau war hoch und die Auswahl breit. Das war eine Kleinkunstshow, wie es sie nicht oft gibt.

Fredi Hallauer